Elephant


Territory: CH

Es ist eine Herausforderung, so lässig wie Elephant zu erscheinen. Nach dem gefeierten Durchbruchsalbum Big Thing (2022) tritt die Indieband aus Rotterdam auf dem Nachfolger Shooting for the Moon ihrem eigenen Zynismus mit unwiderstehlichen Gitarrenmelodien, standhafter Nonchalance und Texten entgegen, die das Routinemäßige etwas romantischer erscheinen lassen. Die Sommer Sonne scheint ihnen voll ins Gesicht, und sie werden es umarmen, denn für sie gibt es nichts so radikal wie Ruhe und Optimismus.

Mit einer ausverkauften Clubtour, ausreichend Airplay und dem Prädikat 'Much-Promising Talent' von der Volkskrant, 3voor12 und 3FM kann man durchaus sagen, dass es Elephant gut geht. Shooting for the Moon ist daher ein hoffnungsvolles Album, für das die Band die Hilfe der flämischen Singer-Songwriterin Meskerem Mees und des Produzenten Pablo van de Poel (DeWolff) in Anspruch nahm, sich jedoch hauptsächlich auf ihre eigene magische Viererkombination stützte. Lange Zeit waren sie alle vier vor allem Sidemen in den Projekten anderer, jetzt hatten sie plötzlich den ganzen Spielplatz für sich.
Nachdem Big Thing in einer Zeit voller pandemischer Unsicherheit entstanden war, scheint auf dem zweiten Album die Befreiung und die Ruhe auf. "Die Sonne scheint mir ins Gesicht. Es ist schon so lange her, dass ich etwas so Reales gefühlt habe wie jetzt", heißt es in 'Enemy'. Nicht der Regen, sondern der blaue Himmel. Nicht die Nacht, sondern der Morgen. Hier spricht eine enge Gruppe, die um jeden Preis etwas Schönes schaffen möchte - mit den Samthandschuhen von Andy Shauf, der schüchternen Haltung von Teenage Fanclub und The Feelies und der häuslichen Wärme von Wilco.

Nicht dass der Zynismus, den Elephant vor jeder Probe zu verbannen versucht, völlig verschwunden ist. Auf dem Eröffnungstrack lässt die Band sogar kurz die Hüllen fallen: "Ich hasse deine post-punk Pretensionen, deinen falschen englischen Akzent", seufzen sie. Sei beruhigt, Post-Punk-Liebhaber. Hier spricht keine Abneigung gegen das Genre, sondern die Unsicherheit und Selbstentfaltung einer ehrgeizigen Band im Aufblühen, einer Band, die auf den Mond zielt, gefährlich nah an die Sonne fliegt und sehr gut weiß, wie fabelhaft das klingt.